Mittwoch, 4. Mai 2011

Preiskampf im Friseurgewerbe

Rödelheim. Bislang war er davon verschont geblieben. Mein Stamfriseur in Alt-Rödelheim, von der Dumpingflut und Preisunterbietung: Herrenhaarschnitt 10 Euro, Strähnen nur 20 Euro, alles für 11 Euro... man kennt die Schilder, die Kundschaft locken sollen. Geiz ist geil, halt. Und manchem ist dafür nicht einmal die eigene Frisur zu schade.

Heute hatte auch mein Friseur ein solches Schild aufgestellt. Ich fragte ihn wieso. "Was soll ich machen?", sagte er lapidar. Da müsse er ganz einfach mitziehen. Etliche Male sei er auch nach derartigen Werbeaktionen gefragt worden, bislang war er immer standhaft geblieben. Er hat seine eigene Art der Kundenbindung: Tasse Kaffee hier, Schwätzchen da, schnippel-di-schnipp - fertig. Muss man ja auch kein langes Federlesen drum machen.

Klar sei das ruinös, zumal der Wettbewerb ohnehin verzerrt sei. Salons unter türkischer Führung beschäftigten meist Familienmitglieder. Klar, da fallen keine Gehälter oder Sozialabgaben ab, da könne man sowas machen. Aber auf Dauer führt das zu nichts. Und so beuger es sich eben dem Diktat des Marktes, wissend, dass das auf Dauer in die Hose gehen wird. Zumal Friseure im Handwerk ohnehin zu den Geringverdienern zählen. Das Portal Gehalts-check.de beziffert den Verdienst einer 24-jährigen Volzeitfriseurin in Hessen auf knapp 16.000 Euro. Im Jahr, wohlgemerkt. Fulltime, natürlich.

Rechnet man das um, sind das 1333 Euro im Monat. Ach ja, brutto. Mit etwas Glück bleiben davon vielleicht 800 Euro über - das liegt etwa 100 Euro über dem Hartz-IV-Regelsatz, das Wohngeld eingerechnet. Ich will hier gar nicht polemisieren, aber es erscheint schon relativ abenteurlich einen Job zu lernen, von dem man nicht einmal halbwegs anständig leben kann.

Man könnte jetzt noch weiterrechnen: 1333: 160 (Stunden) = 8,30 Euro. Nun gut, bedenkt man: ein halbwegs schneller Herrenfriseur könnte 4 bis 5 Köpfe in der Stunde schneiden (vorausgesetzt es ginge wie am Fließband), nähme er 50 Euro ein. Eine hypothetische Rechnung. Viel wahrscheinlicher ist da doch, dass zu wenig hängen bleibt, um auf die feierabendliche Schwarzarbeit verzichten zu können.

Ich fand das entwaffnend ehrlich von meinem Friseur, und es würde mir etwas fehlen, wenn der Knabe eines Tages wegen der Dumpingschilder-Sache dichtmachen müsste. Ich zahlte am Ende den normalen Preis. 15 Euro statt 10 Euro. Von irgendwas muss der ja auch leben können.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Interessanter Beitrag. Bitte ein wenig mehr auf Rechtschreibung achten.

Anonym hat gesagt…

So schlecht steht es nun doch nicht um die Friseure.
Der Franko "arbeitet" an Deinem Haarschnitt höchstens 15 Minuten und kassiert dabei 10 -15 Euronen. Wenn er den Laden voll hat -und dafür müsste er mal ein bisschen mehr Werbung machen - hat er mindestens 400,-- Euro am Tag in der Kasse. Was davon versteuert wird lass ich mal offen.