Rödelheim. So, jetzt geht es den beiden alten Häusern in der Breitlacher Straße an den Kragen. Die Container standen schon lange da. Alles, was splittern konnte war bereits ausgebaut. Nun haben die Bagger die Szenerie übernommen.
Scheibchenweise tragen sie die beiden alten Häuser ab. Dort, wo sie noch stehen, soll in ein paar Jahren unter andrem der neue Rewe-Markt entstehen.Inklusive darüberliegenden Büros, Läden oder Wohnungen. Schön steril, so wie am Riedberg solls aussehen. Den selben Investor hat man sich ja schon ins Boot geholt.
Indes stellt sich freilich die Frage: Braucht Frankfurt bei mehr ale einer Millionen leerstehender Büroquadratmeter weitere Flächen? Hat sich mal jemand die Seiten der Stadt angeguckt, wo die ganzen leeren Gewerbeflächen aufgelistet sind? Beeindruckend viele. Oder beängstigend. Aleine was so am Industriehof nach Wegzug der Börse nach, na, wie heißt es doch gleich, Eschborn, ist dort soviel Fläche frei, dass sämtliche Startups der kommenden Dekade dort vermutlich Platz änden.
Apropos beängstigend: Wie ich heute sah, wird sich der Eilles-Laden aus der Radilostraße verabschieden, ein herber Verlust, wie ich finde. Und nach dem früheren Schreibwarenladen der zweite substanzielle neue Leerstand binnen weniger Monate.
Dass die Firma Polyclip sich aus Rödelheim verabschiedet, hatten sie schon gehört, oder? Nein? Nun, der Weltmarktführer in Sachen Wurstverschlüsse wollte sich vergrößern, konnte sich aber nicht mit der Stadt einigen. Nicht, dass es nicht die passende Fläche gegeben hätte. Die Stadt Frankfurt soll nach allem, was man so hört, nicht einmal auf die Anfrage der Wurstclip-Fabrikanten reagiert haben. Vieleicht sind einer Stadt, die sich so gerne mit den Kreativen schmückt, von denen es angeblich so viele in Frankfurt geben soll (hier fällt mir ein, Leo Burnett in der Alexanderstraße sucht auch das Weite), oder die immer noch den Banken hinterher hechelt, ein profaner Hersteller von Wurstverschlüssen nicht cool und international genug. Naja, 300 Arbeitsplätze und Gewerbesteuer - wer braucht das schon.
Irgendwie erinnert mich das an das Geschachere mit Henninger. Die hätten ja gerne das alte US-Areal in Rödelheim gekauft. Doch der Bund als Treuhänder hatte ja scheinbar horrende Preisvorstellungen (Ein Staatshaushalt saniert sich halt nicht von selbst, nicht wahr?).
Eigentlich versuche ich wirklich, in Rödelheim die positiven Ansätze zu sehen. Doch das fällt, bei allen diesen Nachrichten, die wirklich kurz hinterneinander herunterprasselten, zunehmend schwer.
Hoffentlich findet Eilles einen passenden, sprich inhaltlich vergleichbaren, Nachmieter. Oder, ach ne, lasst mich raten, vermutlich kommt Spielhalle Nummer 144, oder so.... Und auf der Westseite des Bahnhofs arbeitet man ja nun an weiteren passenden Räumen für Zockerhöhlen....
2 Kommentare:
Der Schreibwarenladen wurde in der Alexanderstraße unter dem Namen "Pappmarche" neu eröffnet und manchmal kann man dort auch noch die Frau Müller hinter dem Verkaufstresen antreffen.
Vielleicht liegt das Ladensterben auch an den immer noch zu hohen Mieten, die einige Vermieter immer noch verlangen. Aber natürlich ist auch der Strukturwandel, der schon seit einigen Jahrzehnten im Handel den kleinen Händlern zusetzt, eine wichtige Komponente. Auch die steuerlichen Rahmenbedingungen machen es kleinen Personengesellschaften nicht leicht. Wenn da mal jemand im Jahr vielleicht € 50.000,-- Gewinn gemacht hat kommen viele und halten die Hand auf: Die Stadt Frankfurt mit dem hohen Gewerbesteuerhebesatz, die IHK als nichtsnutzige Schmarotzer, die Verwaltungsberufsgenossenschaften, Versicherungen und sonstige Beiträge. Dann bleibt nicht mehr viel um Rücklagen zu bilden und wenn es mal nicht so gut läuft
kann man die Banken ebenfalls vergessen. Die einzigen Branchen, die noch überleben können, sind die, die noch an der Steuer vorbei arbeiten können. Ohne Schwarzgeld gebe es überhaupt kein Kleingewerbe mehr. Wer will sich denn da noch Selbständig machen und in welcher Branche???
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