Rödelheim. Jedes Ende ist ein Anfang. So ging es auch der Frankfurterin Stefanie Tauber. Vor einigen Jahren knickte sie ihre Schauspielschule – „ich hatte keine Lust mehr auf Schule“ – und kaufte sich eine Ukulele. Entgegen ihrem sonstigen Wesen erzählte sie allen Freunden „Ich habe jetzt eine Ukulele und übe Elvislieder“ – und erntete verstörte Blicke. Das war im Jahr 2003. Seit einiger Zeit sieht das anders aus. Unter dem Namen „Preslisa“ hat sie die CD „Aloha from Neukölln“ veröffentlich – mit Liedern aus Filmen von Elvis Presley.Unterstützung erhält sie dabei übrigens aus Mainz. Ihr Cousin Endie Neumann vertreibt die Platte über sein Label Suppenkazpers Noizeimperium.
Die Leidenschaft für den King hat sie wohl von ihrer Mutter geerbt. Ebenso ihren Künstlernamen. „Elvisa Preslisa, den Spitznamen hatte meine Mutter früher, weil sie ein großer Elvis-Fan war“, erzählt Steffi Tauber, die – wie sollte es anders kommen – die Musik des Kings ebenfalls sehr schätzt. Sie schrieb sogar ihre Magisterarbeit im Fach Amerikanistik über Elvis Presley. Während sie die Arbeit schrieb, liefen die Platten rauf und runter, als Inspirationsquelle sozusagen. Ihr selbst wurden die Schmachtfetzen nicht überdrüssig, wohl aber der Nachbarin. „Einmal stand um 2 Uhr nachts meine Nachbarin vor der Tür und fragte: reicht dir das nicht bald mal?“ Eine Frage, die sie damals wie heute verneint.
Schließlich ist der Mann aus Memphis nicht der einzige Lebensinhalt, auch wenn sie problemlos abendfüllend über ihn referieren könnte. Jedoch weniger wie ein Fan, der sämtliche privaten Daten herunterrasseln könnte und etliche Details vor- und rückwärts wüsste. Vielmehr als jemand, der den King als das sieht was er ist: Ein Musiker, der für die Entwicklung der Popmusik nicht weniger war als unersetzlich. „Ich erkenne aber durchaus auch andere Künstler an“, grenzt sie sich vom gewöhnlichen Hardcore-Fan ab.
31 Filme drehte Presley in seiner Karriere, nahm dafür 237 Songs auf. Wer zwischen 1961 und 1969 den King sehen wollte, musste sich die Filme auf Gedeih und Verderb anschauen. Konzerte oder Tourneen gab es nicht. Die kamen erst nach dem Comeback.
„Einen Großteil der Filmsongs kann man auch in die Tonne kloppen“, sagt Tauber. Etwa, wenn Elvis alen ernstes einen Shrimp besingt. Doch es gibt eben darunter auch viele kleine, fast vergessene Perlen, abseits des „Jailhouse Rock“, die sonst eben verschütt gingen.
Tauber reduziert die Stücke, meist eingespielt mit Orchester und Backgrundchören, auf's Minimum: Die Ukulele und ihre Stimme. So erhalten sie einen völlig anderen Klang. „Deshalb würde ich mich auch eher als Interpretin sehen.“
Ihren musikalischen Werdegang bezeichnet sie als Selbstläufer. Einer Freundin tat sie den Gefallen und sang ihrer ersten fünf eingespielten Lieder in einer Kneipe. „Aber nur, wenn Du mich als Preslisa ankündigst“, hatte sie der Freundin aufgetragen.
Nach der Show kam ein Musiker auf sie zu, von der Band mit dem schönen Namen. „Two Chix and a beer“. „Wir suchen eine Vorband“, hatte er ihr gesagt. Wie das Gespräch weiter verlief, dürfte zu erahnen sein.
Klein sind die Konzerte, doch die Besucher haben ihren Spaß. Jedes Lied wird mit Dias („die habe ich vom Fernseher abfotografiert“) begleitet. Zu jedem Film gibt Stefanie Tauber eine kurze Einleitung – was ihr, dank ihrer Elvis-Wissens alles andere als schwer fällt. „Bei den ersten Konzerten ist mir erst aufgefallen, dass es sich bei allen Liedern um Titel aus Filmen handelt.“ Die Zuschauer fanden's zunehmend lustig, Preslisa entwickelte sich, zunächst in Berlin, zu einem Geheimtipp.
Ob sie weitere CD mit Elvis-Songs einspielt oder gar nur noch diese spielen will? Ein paar Jahre könne sie sich das durchaus vorstellen. Als nächstes wolle sie aber Theater spielen. Ende August steht sie in Marburg auf der Bühne.
http://www.preslisa.de/
http://www.preslisa.de/
Hintergrund:
Weniger wegen seiner Virtuosität an der Ukulele, als vielmehr als Sänger der US-amerikanischen Grunge-Band Pearl Jam hat sich Eddie Vedder in der Vergangenheit einen Namen gemacht. Er veröffentlichte jüngst ein Album Ukulele-Songs.
Es mag nicht wundern, dass eine ganze Reihe der bekanntesten Ukulele-Spielern von Hawaii kommen, der Heimat des Instruments. Ernst Kaai (1881-1961) gilt als einer der Urväter. Er veröffentlichte 1916 das erste Unterrichtsbuch.
Der Hawaiianer Benny Nawahi (1899-1985) erregte mit einhändigem Spiel Aufsehen. 1935 erblindete er.
Mit Cliff Edwards (1895-1971, „Ukulele Ike“) eroberte das Instrument die USA. Einer seiner größten Hits „When you wigh upon a star“ verkaufte sich 74 Millionen mal.
Weltweit berühmt wurde der 340 Kilo schwere Israel Bruddah Iz Kamakawiwo'ole mit seinem reggaeartigen Cover von „Somewhere over the rainbow“. Die Version erreichte 2010 die Spitze der deutschen Charts.
In Deutschland greift Entertainer Götz Alsmann in der Sendung „Zimmer frei“ gerne zur Ukulele. Ebenfalls virtuos im Umgang mit der Kleingitarre ist der Kölner Karnevalist Hans Süper. Als Teil des bekannten „Colonia Duetts“ wurde bei ihm das Instrument zum Markenzeichen. Auch Stefan Raab benutzt die kleine Gitarre gerne, allerdings eher als Ulk-Instrument und sehr zum Leidwesen ernsthafter Ukulele-Spieler.
1 Kommentar:
... ja, den (meinen) Nerv voll getroffen!
Preslisa?? Bis vor etwa fünf Minuten eine mir gänzlich unbekannte Erscheinung der Musikszene.
Jetzt habe ich ein klein wenig das Gefühl diese Persönlichkeit irgendwie eine Winzigkeit zu kennen!
Und, neugierig hat mich dieser schöne, informativ-unterhaltende und echt coole Artikel gemacht.
Wieder ein Grund mehr hier immer mal rein zu schauen!!
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