Rödelheim. Die Drogeriemarktkette Schlecker ist pleite. Das schlägt sich nun bis ganz nach unten durch, etwa die einzige Rödelheimer Filiale in derRadilostraße. Kürzlich erst renoviert, herrscht dort inzwischen Tristesse.Dort, wo sonst zig Zahnbürsten nebeneinander hingen, ist die Auswahl nun mehr als begrenzt. Es sieht aus wie in einem Ostblocksupermarkt zu schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges. "Das sieht ja aus wie beim Ausverkauf hier", sagt ein Kunde zu Kassiererin. Die antwortet mit gesenktem Blick und mit passendem Ostblockakzent: "Die Ware kommt nicht. Manche Lieferanten liefern, andere nicht." Heißt das, dass Sie nicht dichtmachen. Die Frau zieht die Mundwinkel nach unten, schaut angestrengt auf die Theke und schüttelt fast ein wenig trotzig den Kopf. Überzeugend ist das nicht.
Neben der Kasse liegt ein Schlecker-Flugblatt, groß überschrieben mit "wir sind weiter für Sie da!" in einem handschriftenähnlichen Druck, offenbar soll das Nähe symbolisieren. Kein kalter Serienbrief, sondern unter schrieben von "Ihrer Familie Schlecker und Mitarbeiter."
In dem Schreiben wird massiv um das Vertrauen der Kunden geworben. "Wir möchten uns bei ihnen bedanken, dass sie uns in den turbulenten Tagen die Treue halten", heißt es etwa. Oder: "Wir arbeiten gerne in unserem Schlecker-Markt." Als Gründe stehen dort ein "seit Jahren guter Tarifvertrag", ein "verlässlicher Arbeitgeber" oder eine "offene Unternehmenskultur".
Hat man da was verpasst, fragt man sich. Galt Schlecker nicht bislang als Inbegriff des Menschenschinders, der Mitarbeiter für einen Hungerlohn schuften ließ? Der Mitarbeiter alleine in Filialen für einen Appel und ein Ei schuften ließ, weit unter Tarifbedingungen?
Davon liest man nichts in dem Brief. Dafür etwas von überarbeitetem Sortiment und einer Rabattkarte mit "tollen Angeboten".
Ob die die Filiale in der Radilostraße wird retten können, geschweige den den gesamten Schleckerladen? Wir werden sehen.
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