Mittwoch, 23. Mai 2012

Im Zentmarkweg öffnet im Juni die erste deutsch-chinesische Kita Hessens

Rödelheim. Der zweijährige Thomas fragt: „Willst du mit mir qiánfú spielen?“. Sein neuer Freund Revey antwortet: „Āi, ich verstecke mich, und du zählst bis 100.“ Dialoge, wie Thomas und Revey sie führen, sind in Rödelheim bald Alltag. Denn im Zentmarkweg entsteht hessenweit die erste deutsch-chinesische Kindertagesstätte. Das Dach ist schon gedeckt, die Fenster eingesetzt und die Außenfassade gestrichen. Aktuell geht es mit Hochdruck an die Inneneinrichtung.

Yi Tao ist die Erste Vorsitzende des Internationalen Chinesisch-Deutsch pädagogischen Vereins (ICDP) und mächtig stolz: „Nach fast fünf Jahren ist es am 1. August endlich soweit. Unsere gemeinsame Vision einer bilingualen Kindertagesstätte wird wahr.“ Tao lebt seit über 26 Jahren in Deutschland, ihre Kinder sind hier geboren und zur Schule gegangen. Von Beginn an engagierte sich Tao im Elternbeirat, ihre Kinder nahmen das wöchentliche Angebot einer Sprachschule wahr und lernten nicht nur die Sprache Chinas, sondern auch chinesische Werte kennen. Tao bedauerte es immer, dass es kein größeres Angebot in diesem Bereich gibt. Eine Kindertagesstätte, in der die Kleinen in einer bilingualen Umgebung mit deutschen und chinesischen Werten und sprachlichen Errungenschaften erzogen werden, hätte sie sich für ihre Kinder gewünscht. Während ihrer vielen Tätigkeiten in Elternkreisen stellte sie fest, dass sie nicht alleine mit diesem Wunsch war. Und so war die Idee für Jojo geboren - die erste bilinguale Kindertagesstätte in Frankfurt. Jojo ist chinesisch und heißt übersetzt „kleines Reh“.


Anfangs wird es zwei Gruppen geben. Eine Gruppe mit zehn Kindern unter drei Jahren und eine Gruppe mit 20 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Beide werden jeweils von einer deutschen und einer chinesischen Erzieherin betreut. Bilinguales Aufwachsen – und zwar konsequent. Tao erklärt: „Nur so werden die Kinder unbewusst beide Sprachen fließend lernen.“ Zudem werden die Kinder mit den Kulturen beider Länder vertraut: Chinesische Kampfkunst, Ausflüge in die Natur, chinesische und deutsche Volkslieder und mehr werden geboten. Erst nach zwei Jahren können mehr Kinder aufgenommen werden, so schreibt es das Gesetz vor. Denn im Falle einer Schließung muss die Stadt gewährleisten können, dass sie die Kinder in anderen Tagesstätten unterbringen kann.

Manfred Nöldner ist ebenfalls Mitbegründer der ersten Stunde. Seit vielen Jahren setzt er sich mit Herzblut ehrenamtlich für verschiedene Tätigkeiten ein. Unter anderem ist er Präsident eines Vereins, der in Kambodscha eine Schule für 500 Kinder geschaffen hat. In Frankfurt engagiert er sich bei der Obdachlosenbetreuung und Drogenberatung. Und jetzt auch in der Kinderbetreuung. Nöldner erzählt: „Viele chinesische Familien leben aus beruflichen Gründen für einige Jahre in Deutschland und andersherum. Besonders diesen Familien wollen wir helfen, sich in beiden Sprachen zuhause zu fühlen.“ Nöldner arbeitet beim Finanzamt und ist Kassenwart des Vereins sowie Berater für finanzielle Belange. Beispielsweise hat er die Satzung für den Verein geschrieben und sich um Zuschüsse gekümmert. Und das auch erfolgreich. Im März hat der Verein den Zuwendungsbescheid von der Stadt erhalten: 140.000 Euro gibt es an investiver Förderung. Außerdem bekommt Jojo in den ersten drei Monaten eine kostendeckende Anschubfinanzierung. Ein Investor, chinesische Verbände sowie Spenden von Mitgliedern und Freunden haben ebenfalls zur Finanzierung beigetragen. Eltern werden für einen Kita-Platz nicht mehr als bei einer städtischen Kindertagesstätte zahlen, verspricht Tao.

Fünf Jahre hat es gedauert, bis der Verein soweit war. Jahre, in denen nicht nur ein Bauplatz, ein Bauplan und jede Menge Geld gesammelt wurden, sondern auch viel Bürokratie bewältigt werden musste. Die Anerkennung als gemeinnütziger und mildtätiger Verein durch das Finanzamt war der Startschuss für das große Projekt. Schnell stellte sich heraus, dass man noch weiterhin viel Zeit und Geduld aufbringen musste. Allein zweieinhalb Jahre dauerte die Suche nach einer geeigneten Liegenschaft. Endlich gefunden, war es damit noch lange nicht getan: Genehmigungen, rechtliche Anträge, Koordination zwischen Schulamt und Architekt, Sachbearbeiter versus Unternehmer. Den Job des Problemlösers übernimmt hier Franz Schmitt von der Wirtschaftsförderung Frankfurt, die das Projekt unterstützt. „Beisitzer für besondere Arbeit“ nennt sich sein Amt. Schmitt agiert als Mediator zwischen den Stühlen: „Verwaltung und Unternehmer wollen sich im Prinzip einigen, aber auch nicht nachgeben. Ich sorge dafür, dass beide Seiten ihr Gesicht wahren und es Kompromisse gibt.“

In regelmäßigen Abständen treffen sich die mittlerweile 15 Vereinsmitglieder zum Stammtisch und sprechen darüber, was noch getan werden muss. Marion und Todd Hildreth sind die Eltern von Thomas und heute zum ersten Mal beim Stammtisch. Sie haben fünf Jahre in China gelebt und sind jetzt wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. „Uns ist es wichtig, dass unsere Kinder die chinesische Kultur und Sprache nicht vergessen. Deshalb finden wir es klasse, dass es jetzt Jojo gibt“, sagt Marion Hildreth.(Quelle: Presseamt der Stadt Frankfurt)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schade, daß meine Kinder für eine Kita schon zu alt sind :)

Andreas Nöthen hat gesagt…

Wobei die Kritierien für die Aufnahme relativ eng sein sollen (ein Elternteil chinesisch, etc.)