Robert Atzorn als Wolfgang Daschner. Foto: ZDF |
Der Aufwand, den das ZDF betrieben hat, um diesen Film zu promoten war enorm. In fünf Großstädten - Berlin, München, Hamburg, Frankfurt und Köln luden sie Journalisten ein, um sich den Film "Der Fall Jakob von Metzler", der kommenden Montag, 24. September, 20.15 Uhr, gezeigt wird, vorab anzusehen. Ich durfte auch dabei sein, als vor einiger Woche im Frankfurter Hof der Preview einen guten Dutzend Journalisten vorgestellt wurde - übrigens fast alles Gerichtsreporter.
Die ersten Zuschauer waren wir nicht - das war die Familie von Metzler und Wolfgang Daschner, der frühere Polizei-Vizepräsident von Frankfurt und die Figur, um deren Sicht dieser Film erzählt ist.
Über ein Jahr wurde recherchiert und gedreht - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mit den Metzlers Sprachen die Produzenten, ebenfalls mit Daschner - nicht jedoch mit dem Mörder, Magnus Gäfgen. Ihn ließ der Produzent bewusst außen vor. Während des Prozesses und später in einem Buch hatte er sich genügend zur Tat geäußert, fanden sie. Der Mord jährt sich am 27. September zum zehnten Mal.
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Mainz/Frankfurt. Der ZDF-Fernsehfilm „Der Fall Jakob von Metzler“ leidet auf den ersten Blick am „Titanic“-Syndrom. Warum einen Film schauen, von dem man von vorn herein weiß, wie er ausgehen wird? Schließlich wurde der Mord an dem Bankierskind Jakob von Metzler über Jahre öffentlich diskutiert. Ist nicht alles gesagt?
Zumal: Der Stoff ist kein leichter, die Gefahr ist hoch, zu verklären oder Partei zu ergreifen – für den Kindsmörder Magnus Gäfgen, dem die Ermittler mit „Folter“ gedroht haben sollen, oder dem Ermittlungsleiter Wolfgang Daschner, der, beim Versuch, ein Kinderleben zu retten, bereit war, alle Mittel auszuschöpfen. Diese Klippe versucht Drehbuchautor Jochen Bitzer zu umschiffen, indem er sich minutiös an die Fakten hält. „Bei den relevanten Szenen gibt es nichts, was nicht belegbar ist“, sagt Bitzer bei der Vorstellung des Films, zu der vernehmlich mehr Gerichtsreporter denn Feuilletonisten erschienen sind. Bemerkenswert auch: Anders als üblich verschickte das ZDF die Rezensionsexemplare nicht per Post, sondern lud gleich zur Vorführung nebst Gespräch mit den Machern. Vorab hatten diese lange recherchiert, Akten studiert, Gespräche mit der Familie von Metzler und Wolfgang Daschner geführt und das Drehbuch rechtlich prüfen lassen.
Für die Besetzung der Hauptrolle wählte man einen alten Bekannten, Ex-“Tatort“-Kommissar Robert Atzorn. Er leiht dem Protagonisten Wolfgang Daschner sein Gesicht. Und er machte es gut, nicht nur der optischen Ähnlichkeit wegen. Atzorn verkörpert das preußische Pflichtbewusstsein des früheren Frankfurter Polizei-Vizepräsidenten, der am Ende des Films fassungslos im Gerichtssaal steht und das Urteil gegen sich entgegennimmt. Dennoch wird Daschner nicht leichtfertig zum Helden stilisiert. Dass er im Fokus der Erzählung steht, liegt in der Natur der Sache. Er ist, fast wie im klassischen antiken Theater, die Figur mit dem größten Konflikt.
Atzorn zeigt Daschners innere Zerrissenheit, das quälende Abwägen zwischen schwerer Nötigung auf der einen und unterlassener Hilfeleistung auf der anderen Seite. Eine Zerrissenheit, die auch die Brüche im Charakter nicht ausspart und ihn in die menschliche Isolation treibt. Trotzdem will er am Ende nicht als gebrochener Mann dastehen.
Klar, der Film hätte auch andere Aspekte des Falls beleuchten können. Er hätte sich auf den Mörder Gäfgen konzentrieren können, seinen Prozess in den Fokus rücken. Der Film hätte ebenso gut die breite Diskussion im Volk stärker einbeziehen können oder die Rolle der Presse beleuchten. Alles das wird nur am Rande gestreift oder ganz ausgeblendet.
Der Film „Der Fall Jakob von Metzler“ erzählt deshalb auch nicht in erster Linie die Geschichte einer Kindesentführung. Er rückt die Frage der Menschenwürde in den Mittelpunkt, ob diese für Verbrecher genauso gelten darf wie für Verbrechensopfer. Und das macht den Film sehr spannend und sehr sehenswert.
„Der Fall Jakob von Metzler“, zu sehen am Montag, 24. September, 20.15 Uhr, im ZDF
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