Rödelheim. Spontan-Politik - so könnte man das bezeichnen, was sich in so manchem Gemeinde- oder Ortsbeirat so abspielt. Also Politik aus dem Bauch heraus, aber ohne tiefere Überlegung oder Strategie. Anders ist das nämlich nicht zu erklären, was sich im Ortsbeirat 7 nun abspielte.
Zunächst hatte der Pächter des Wasserhäuschens an der Nidda-Brücke im Solmspark das Wort. Er hatte davon Wind bekommen, dass die CDU einen Antrag gestellt hatte, den Alkoholverkauf in seinem Kiosk künftig zu verbieten. Von "Exzessen" schrieb die Fraktion in ihrer Begründung, von Müttern mit Kindern, die dort gefährdet seien, weil sich rund um das Büdchen speziell in den warmen Monaten, ein fester Stamm an Saufkundschaft versammelt. Das dürfe es so nicht geben und das werde man versuchen zu unterbinden, schleuderte CDU-Mann Zollmann dem Pächter, der eigens vorstellig geworden war, ins Gesicht. Damit dürfte klar sein: Kommt der Antrag durch, kann der Mann den Laden dicht machen. Denn von Ausflüglern oder eben Müttern mit Kind kann er sicher nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Dass damit eines der letzten Wasserhäuschen in Rödelheim - in Frankfurt hat das durchaus eine lange und berechtigte Tradition - plattgemacht würde, scheint den Christdemokraten herzlich egal. Law-and-order heißt die Devise.
Aber mal ganz unter uns: Anders als an so mancher anderen Orten in Rödelheim ist es mir dort noch nie passiert, angepöbelt worden zu sein. Und: Anders als an vielen Orten in Rödelheim, finden sich dort so gut wie nie leere Flaschen, Scherben oder ähnliches, was auf alkoholische Exzesse schließen lassen könnte. Da, mit Verlaub liebe CDU, sieht es auf so manch anderem Spielplatz gerade nach den Wochenenden weitaus schlimmer aus.
Dass durchaus auch gastronomiefreundlich diskutiert werden kann, bewiesen die Ortsbeiräte eine knappe halbe Stunde später. Da ging es zunächst um dem Radweg auf Höhe des Anglerheims. Für einige scheint dieser Abschnitt eine der gefährlichsten Stellen in Rödelheim überhaupt zu sein. Um diesen Gefahrenpunkt auszubremsen, an dem sich Fußgänger und Radfahrer einen Kampf auf Leben und Tod liefern (Achtung, Ironie!) - und bei schönem Wetter die Gäste des Anglerheims teilweise den Weg zusätzlich verengen, sehen einige Ortsbeiräte überhaupt keine andere Lösung, als (Ironie-Ende) den überbordenden Verkehr mit einer Schranke in seine Schranken zu weisen. Kein Witz. Schließlich, so der SPD-Mann Sasse, müsse man doch alles unternehmen, damit der dortige Gastronom durch etwaige Verkehrsberuhigung keine Nachteile erleide (Hört, hört!).
Es ist zwar nachweislich dort noch nie etwas passiert, kein Unfall keine Rangelei, kein nichts - aber alleine das Vorstellbare ist einigen offenbar Grund genug, den Radverkehr mutwillig auszubremsen.
Glücklicherweise hat wohl das Radfahrbüro den Unsinn erkannt und angekündigt, jedwedes Hindernis umgehend wieder entfernen zu lassen.
Immerhin bewies der Grüne Bocklet einen Kühlen Kopf er mahnte zur Besonnenheit, die Verkehrsteilnehmer zur Rücksicht - schließlich sähe das Niddaufer bis Bonames, wenn man wie wild Schranken und Hindernisse errichte, irgendwann aus wie der Todesstreifen in der ehemaligen DDR. Zum Radfahren zu ermutigen sei ein wichtiges Ziel der städtischen Verkehrsplanung - schon deshalb sei eine Schranke, insbesondere an der diskutierten Stelle, ich paraphrasiere den wortreichen Vortrag so: Blödsinn.
Wie am Ende der Ortsbeirat in Sachen Alkoholverbot entschieden hat entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist zu hoffen, dass der CDU-Vorstoss abgeschmettert wurde. Aber alleine schon die Idee zeigt deutlich, dass man in Rödelheim in den politischen Gremien mit allerhand Unüberlegtem jederzeit zu rechnen hat.
Nachtrag: Wie der Tagespresse zu entnehmen ist, hat die CDU den Antrag auf Druck der anderen Ortsbeiratsfraktionen zurückgezogen, Alkohol am Wasserhäuschen verbieten zu lassen. Offiziell, um den Antrag zu "überarbeiten". Besser gleich weg damit.
1 Kommentar:
Meine Begleitung und ich werden dort fast regelmäßig von alkoholisierten Mitmenschen angepöbelt - schade! Gegen ein oder zwei friedlich zu sich genommenen Bierchen habe auch ich nichts einzuwenden, aber die Bürger sollten doch in Frieden dort entlang gehen können. Eine Schließung würde ich mittlerweile bevorzugen, denn die Angst, die dort von einigen Psychopathen verbreitet wird, ist für ein freies Miteinander nicht zuträglich.
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