Rund um den Hauptbahnhof ist Frankfurt eigentlich das, was sie sonst nirgendwo so richtig ist: Großstadt. Großstadt bedeutet: jede Menge Verkehr - zu Schiene und auf der mehrspurigen Straße, meist sehr PS-stark. Radfahrer sind da sicher das schwächste Glied, das bekommt man auch zu spüren. Nicht zuletzt deshalb hab ich mich dazu entschieden, nur mit Fahrradhelm in die Innenstadt zu radeln. Es ist schlicht gesünder, der Helb ist eine Art Lebensversicherung.
Dennoch muss ich sagen: zu den Vergessenenen gehören die Radler dennoch nicht. Sieht man von der Monsterkreuzung Mainzer Landstraße/Friedrich-Ebert-Anlage bzw. Düsseldorfer Straße ab, kommt man doch recht gut hinaus in Richtung Westen. Die Tücken stecken meist im Detail: fünf Zentimeter hohe Verwerfungen zwischen Straßenbelag und Tramschienen - wer die übersieht hat das Gefühl, als würde es die Speichen sprengen. Aber ist man erst einmal auf der richtigen Seite (also die, die mit der Fahrtrichtung der Autos korrespondiert - das weiß offensichtlich auch noch nicht jeder Radler), ist man eigentlich sicher. Ampeln regeln das Gröbste, wobei ich nicht daran denken mag, wenn die einmal jemand übersieht, aber das ist doch wohl sehr theoretisch, oder?
Wobei: Mitdenken für andere, zumeist deutlich stärker Motorisierte Verkehrsteilnehmer ist Pflicht, will man als Radfahrer heil ans Ziel kommen. Nirgendwo zeigt sich das deutlicher als auf Höhe Festhalle, Marriott-Hotel - hat man erst einmal das Hotel Hessischer Hof mit seinem regen, radwegkreuzenden Taxiverkehr heil überstanden.
Dort kommen zwei knifflige Situationen gleich hintereinander. Zunächst die Ampel gleich vor dem Hotel. Der Radweg endet, man kreuzt die Straße - nicht selten zugestellt mit Fahrzeugen die dachten, trotz Stau noch weiter auf die Kreuzung herauffahren zu müssen. Haben sie längst rot und die anderen grün, versuchen sie panikartig die Kreuzung zu verlassen; auf Radfahrer wird dabei dann nicht mehr zwingend geachtet. Man muss dann schon klingeln und brüllen; Zu Blickkontakt kommt es selten. Viele Autofahrer richten ihren Blick stur durch die getönten Scheiben des SUV nach vorne auf die Straße. Eingeständnisse von Fehlern erfordern schon im normalen Leben eine gewisse Größe. Im Verkehr ist es ein Zeichen von Schwäche. Und wer mag sich das mit 190 PS unter dem Arsch schon eingestehen, zumal gegenüber einem Drahtesel? Mir reicht es auch schon, wenn die Autos dann einfach stehenbleiben.
Keine 20 Meter weiter die nächste Situation zum Luftanhalten. Der Radweg kreuzt wieder eine Straße, diesmal die Rechtsabbiegerspur in Richtung Bockenheim. Auch hier ist es oftmals gesünder als Radler das Tempo deutlich zu verringern, ehe man die Straße kreuzt. Im Winter bei Dunkelheit hab ich es bislang noch nicht ausprobiert, könnte aber an Harakiri grenzen - trotz Lichts, Warnweste, Helms etc.
Wieder 15 Meter weiter - der Radweg führt wieder auf einen Extraweg - diesmal an einer Fußgängerampdel vorbei. Gefährlich dort: der Radweg führt vor den wartenden - meist ortsunkundigen Passanten vorüber - die gedanklich lediglich auf das Kreuzen der Straße fixiert sind, nicht jedoch auf zweirädrige Verkehrsteilnehmer. Oft sind es Touristen aus Fernost oder Nordamerika.
Danach beruhigt sich die Lage. Hier und da parken dann noch Baustellenfahrzeuge neben der Radspur - sicher ein vorübergehendes Phänomen. Allerdings trotzdem nicht ganz ungefährlich, wenn plötzlich die Radspur durch eine auffliegende Fahrertüre versperrt wird.Danach ist alles easy: vorbei am Straßenstrich mit den bedeuernswerten Kreaturen, die sich dort für einen Appel und ein Ei verdingen und im Gestrüpp auf der anderen Seite der Straße unappetitliche Berge gebrauchter Papier- und Feuchttücher zurücklassen - garatiert ein Dorado für so manchen Genforscher, aber das Thema will ich hier nicht vertiefen.
Wird am neuen Radisson-Hotel nicht gerade einmal wieder eine Bombe entschärft, hat man es schon fast geschafft, nach Rödelheim zu kommen. Jedoch stellt sich die Frage: Fahre ich die Brücke auf der richtigen Seite hinüber oder wechsele ich am Opelkreisel? Bleibt man rechts, hat man nach der Abfahrt das Problem, wie man auf die andere Straßenseite kommt. Eine Fußgängerampel in der Mitte der Abfahrt bremst ganz schön aus. Weiter unten muss man schon recht waghalsig kreuzen, will man etwa in die Biegwaldsiedlung einbiegen (und legal ist das auch nicht). Da fahre ich doch lieber von Anfang an auf die gegenüberliegende Seite und radle gegen den Strich. Vertretbar, wie ich finde, denn es gibt sowohl einen breiten Radweg, als auch einen breiten Fußbweg, den ich noch nie jemanden habe nutzen sehen. Allerdings erzählte mir eine Freundin mal von einer Begegnung mit den Cops, die ihr eine Verwarnung aussprachen und sie dazu zwangen, doch die andere Seite zu nutzen. Mir blieb das zum Glück bisher erspart.
Und wer im Biegwald die Buckelpiste auf der rechten Seite aufspart und konsequent links fährt (meist ist ja rechts eh alles mit Gassigängern zugeparkt) kann sich vielleicht auch noch danach über eine brauchbare Bereitung freuen.
Unterm Strich: 20 Minuten dauert der Ritt - schneller ist die S-Bahn auch nicht, vorausgesetzt sie fährt pünktlich.
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