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Rödelheim. Alarm für das Blumenbeet am Rödelheimer Bahnhof! Geht es nach dem
Willen der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 7, dann sollen die Pflanzen und
Bäume verschwinden und durch Bodendecker ersetzt werden. Damit wäre die
Arbeit der „Projektgruppe Bahnhofsbeet“ vernichtet, ehrenamtliches
Engagement zerstört.
Bereits in einer der letzten
Sitzungen hatte die CDU-Fraktion das Aussehen des Beetes aber vor allem
das Vorgehen der Stadtverwaltung im Umgang mit der Beetgestaltung
moniert. Dabei gibt der Fraktionsvorsitzende Alexander Zollmann (er
hatte bei der Kommunalwahl 2011 von seiner Fraktion das weitaus
schlechteste Wahlergebnis eingefahren, gerade einmal 3300 Stimmen) den
Hardliner. Der Main-Nidda-Bote zitiert ihn im Vorfeld der Sitzung (16.
September19.30 Uhr, Französische Schule, Lycee Victor Hugo,
Gontardstraße 11) so: „Ein Kompromiss kann es für uns deshalb nicht
geben, da wir die Bürger im Ortsbeirat vertreten wollen, die die jetzige
Begrünung ablehnen.“ In der Wahrnehmung der Christdemokraten, werde das
Beet „als ein Unkrautbeet wahrgenommen.“
Zugleich räumt man in der
Antragsbegründung jedoch ein, dass das „Beet in Wahrheit eine Vielzahl
von Pflanzen beherbergt, die sicher fachgerecht dort gepflanzt wurden“.
Dem schnellen Betrachter, was Reisende nun mal sind, biete sich
„lediglich ein Bild der Unordnung“. Anders gesagt: Der ökologische Wert
des Beets ist unstrittig, aber der flüchtige Blick ist der CDU
wichtiger.
Schaut man einmal in die Antragsbegründung, geht es
gar nicht um ökologische Aspekte oder ästhetisches Empfinden, sondern
um gekränkte Eitelkeit, zudem eine recht uninformierte. Mit Erstaunen
habe man erfahren, dass die Pflege der Rampe von der Initiative
durchgeführt werden soll. „Jetzt ist offensichtlich vorgesehen, dass
eine Dauerlösung entstehen soll.“ Genau scheint man das bei der CDU also
nicht in Erfahrung gebracht zu haben. Man gibt lieber die beleidigte
Leberwurst: „Seitens des Magistrats hätte es sich gehört, den Ortsbeirat
über die Planungsänderung vorher zu informieren. Außerdem stellt sich
die Frage, ob jetzt in zunehmendem Maße Einzelinteressen einiger Gruppen
an den gewählten Volksvertretern vorbei bestimmen, was in einem
Stadtteil passiert, bzw. unterlassen wird.“ Die CDU scheint sich vom
Magistrat übergangen zu fühlen. Dafür muss dann offensichtlich die
Projektgruppe bluten.
Dummerweise hat der Antrag der CDU im
Ortsbeirat recht gute Chancen, auch wenn die CDU-Fraktion mitnichten
eine Mehrheit vertritt. Mit 28% war sie hauchdünn stärkste Fraktion vor
der SPD 25% und den Grünen mit knapp 22%. Am Rande sei bemerkt, dass die
Wahlbeteiligung bei 42% gelegen hatte. Dumm auch, dass die
Grünen-Fraktion seit der Wahl durch Wegzüge kräftig dezimiert wurde –
von einstmals vier auf nun ein Mitglied. Auch interessant: drei der vier
Grünenvertreter doppelt so viele Stimmen erhalten hatte, als der
amtierende CDU-Fraktionsvorsitzende. Grünen-Ortsbeiratsmitglied Thomas
Demel kündigte bereits an, in der Sitzung pro Bürgerinitiative das Wort
ergreifen zu wollen. Und auch mehr als der im Oktober 2013
zurückgetretene Ortsvorsteher Christian Wernet (CDU). Von daher darf
freilich sehr bezweifelt werden, dass die CDU-Fraktion für eine Mehrheit
der Rödelheimer spricht.
Um aber nicht nur rumzumeckern,
präsentiert die CDU ein Referenzbeet, wie das Bahnhofsbeet aussehen
solle. Zu besichtigen am S-Bahn-Haltepunkt Eschborn-Süd. Ein Vergleich,
der jedoch zu hinken scheint. Im Gegensatz zur Stadt Frankfurt hat man
in Eschborn jede Menge Geld zur Pflege.
Schon alleine aus
diesem Grund dürfte die Beetinitiative bei der Stadt Frankfurt offene
Türen eingerannt haben. Dort, wo man streng auf die Kosten achten muss,
wäre eine intensive Pflege, wie sie das Beet zurzeit erfährt, nicht zu
leisten. Die Projektgruppe schlug also zwei Fliegen mit einer Klappe:
Eine größere Artenvielfalt und das für die Stadt Frankfurt nahezu für
umme. Win-Win-Situation nennt man sowas sonst. Zumal fachkundige
Unterstützung seitens des NABU vorhanden und vor Ort war und ist. Und ob
eine Friedhofsbepflanzung wie von der CDU bevorzugt, dazu beiträgt, den
Bahnhof zu beleben und gar vor Graffiti zu bewahren, ist sicherlich
eine ziemlich phantasievolle These.
Ein möglicher Kompromiss
könnte der Antrag der SPD sein. Sie beantragt den Magistrat zu bitten,
„mit der Projektgruppe Bahnhofsgrün – vertreten durch den BUND – einen
zunächst bis zum November 2015 befristeten Pflegevertrag fürdas Beet
abzuschließen. In dem Pflegevertrag sind die Vorgaben des
Grünflächenamts hinsichtlich der Pflege verbindlich zu verankern.“
Klappt das, könne der Vertrag verlängert werden. Warum ist der Vorschlag
so vernünftig?
- Der Ortsbeirat bleibt weiterhin Herr des Verfahrens und gibt die Pflege nicht dauerhaft aus der Hand. Funktioniert das nicht, kann das Grünflächenamt anschließend übernehmen. Man wäre um eine Erfahrung reicher. Davon ist jedoch nicht auszugehen.
- Die CDU könnte ihr Gesicht wahren.
- Das Engagement der Bürger würde nicht mit Füßen getreten und im Keim erstickt. Das ist sicherlich nicht verkehrt, will man künftig die Bürger stärker in das Ortsgeschehen einbeziehen. Im Gegenteil: Man würde ein Signal setzen, dass bürgerliches Engagement erwünscht ist.
- Die Stadt spart bares Geld (Pflanzenkauf, Arbeitsstunden).
- Das Engagement schafft Identität mit dem Stadtteil, zumal die Projektgruppe kein geschlossener Zirkel ist, sondern offen ist für weitere Helfer. Zugleich halten mehrere Menschen die Augen auf und schauen nach dem Beet.
- Das Beet ist nicht nur ein Beet, sondern ein Biotop. Oft sieht man Eltern mit Kindern am Beet stehen, die die sich verändernde Blütenpracht bewundern.
- Eine Infotafel könnte das „Unkraut“ dem arglosen Betrachter näher bringen.
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