Montag, 17. November 2014

Possmann vs. Red Bull: "Wir sind kein machtgeiles Großunternehmen"

Echte Eintracht-Fans. Foto: Screenshot Possmann.de
Rödelheim. Was haben der österreichische Brauseabfüller Red Bull und die Rödelheimer Apfelwein-Kelterei Possmann gemeinsam? Sie engagieren sich im Profifußball - wenn auch recht unterschiedlich. Aber wohl nicht unterschiedlich genug. Denn heute distanzierte sich Possmann via Facebook von jeglichen Vergleichen mit Red Bull. Titel: "Liebe Fangemeinde und Schoppenfreunde, NEIN,...wir stehen nicht auf einer Ebene", heißt es da energisch.

Demnach habe es in letzter Zeit immer wieder Anschuldigungen gegen die Kelterei Possmann gegeben, die sie auf eine Stufe mit einem Getränkehersteller stellen, welcher in Leipzig derzeit für Aufregung und Widerstand sorgt, heißt es in dem Schriftstück. Woher die Anschuldigungen kamen, wird aus dem Schreiben nicht ersichtlich. "Auch wenn wir den Eintracht-Adler auf die Blechdose drucken lassen, macht uns das nicht zu einem markengierigen und machtgeilem Großunternehmen." Peng. Ungewohnt deutliche Worte. Possmann, das sei und bleibe ein Familienunternehmen mit "Tradition und vor allem mit Anstand".


Zur Geschichte: 2009 gründete Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz den Verein in Leipzig, weil er dort den optimalen Standort für seine Pläne ausgemacht hatte: Eine sportbegeisterte Stadt ohne Klub im Profifußball, ein fertiges WM-Stadion, ein großes Hinterland. In der sächsischen Metropole ist der Verein, der den besten Zuschauerschnitt der vergangenen Drittliga-Saison hatte, längst von vielen Fußballfreunden akzeptiert.

Aber noch lange nicht von allen. Fans, etwa die des 1. FC Kaiserslautern, verzichteten jüngst auf die Reise nach Sachsen - aus Protest gegen den Retortenverein. Das Statement Possmanns dürfte vielen aus dem Herzen sprechen. " Die Vorgehensweise wie und mit welchem Hintergrund dieser Verein Liga für Liga nach oben strebt und sicher in der nahen Zukunft auch in der Erstklassigkeit eine wichtige Rolle in Deutschland einnehmen wird, ist durchaus ein Diskussionsthema,."

Dass dies so ist und sein kann ist allerdings nicht das Problem des Vereins, sondern ein sportpolitisches Thema. "In Deutschland gibt es Entscheidungsträger, die RB Leipzig diesen Weg genehmigt haben." Ob das Recht oder Unrecht sei, dürfen Possmann  als „Fußballfans“ nicht entscheiden und man werden sich auch nicht anmaßen, das Konstrukt RB Leipzig in Frage zu stellen.
"Was wir allerdings nicht akzeptieren werden, sind Anschuldigungen, dass wir als Getränkehersteller und Gönner der Eintracht auf einer Ebene mit einem Brausehersteller stehen", schreibt das Unternehmen.


Denn während in Leipzig ein bestehender Verein und eine bestehende Spiellizenz käuflich erworben wurde, um als Marke das Recht auf Spielerlaubnis zu erhalten und Logo sowie Vereinsname der Marke anzupassen, unterstütze Possmann lediglich das bestehende und vereinsseitige Interesse der Frankfurter Eintracht. Andernfalls müsste man das rund 1000-fache an Apfelwein verkaufen wie bisher und die Eintracht in SG Possmann Frankfurt umbenennen,so Possmann weiter. "Wir, als in Frankfurt ansässiges Unternehmen untermauern unsere regionale Verbundenheit zum Verein, zu Stadion und zur wohl besten Fanszene weltweit, während es in Leipzig weder um Regionalität, noch um Verbundenheit zu einer Fangemeinde geht. Hier geht es rein um das Generieren einer künstlichen Fanwelt, die leider im Raum Leipzig zuletzt kaum erfolgreiche Vereine unterstützen konnte."

Die Investition als Gönner und/oder Unterstützer bei bestehenden und traditionellen Vereinen in Leipzig, hätte der Stadt sicher mehr gebracht als der jetzige Zustand, vor allem aber hätte die Marke an Sympathien dazu gewinnen können, heißt es weiter in der Stellungnahme. Regionalität aber sei ein sehr wichtiger Faktor und dieser ist zumindest bei den viel gescholtenen Vereinen wie Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen gegeben.
Und Fansein bedeutet vor allem eins - nicht nur bei der Eintracht - leiden können. "Weit mehr als 15 Jahre engagieren wir uns bei der so heißgeliebten Diva vom Main. Abstiege, Aufstiege, Jahrhundertspiele, Europacup und der immer wiederkehrende Abstiegskampf, das alles ist für uns eine völlig normale Situation. Wir sind stolz auf unsere Eintracht, wir schimpfen auf unsere Eintracht, wir leiden mit unserer Eintracht und genau das macht uns zum Partner und nicht zum Eigentümer."







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