Wir ließen zu
In Rödelheim gibt es in diesen Tagen drei Ereignisse, die nebeneinander begangen werden und doch in engem Zusammenhang stehen:
Am 6.November wurde der Grundriss der durch das Pogrom 1938 geschändeten und als Gebetsort zerstörten Synagoge unter Federführung des Heimat-und Geschichtsvereins wieder sichtbar gemacht. In einigen der kurzen Ansprachen wurde dabei auf die Flüchtlinge verwiesen, die heute um Asyl bitten. Die Namen der ermordeten Rödelheimer Nachbarn, die nicht mehr fliehen konnten, wurden von Vertretern der Friedensgruppen genannt, bei jedem Einzelnen eingeleitet mit dem Rödelheimer Schuldbekenntnis, wie es auf dem Mahnmal eingraviert ist: „Wir ließen zu“.
Zwei Tage später, bei der jährlichen Gedenkfeier zur Pogromnacht, wurde diese Botschaft eindringlich auf die Gegenwart bezogen: „Wir dürfen nie mehr zulassen“. Das wurde auch konkret benannt in Bezug auf die gegenwärtigen Abschiebungen der zweiten großen Opfergruppe der nationalsozialistischen Gewalt, der Sinti und Roma in ihre angeblich sichere „Heimat“ und in Bezug auf rechtsradikale Brandstifter aus der Mitte der Gesellschaft (auch der Rödelheimer) sowie auf eine Politik, die dafür den Boden bereitet.
WiR Willkommen in Rödelheim
Nicht weit von diesem Ort leben seit ein paar Wochen über 100 Flüchtlinge. Sie sind froh und dankbar für ein warmes Zimmer. Mitglieder der spontan gegründeten Initiative WiR (Willkommen in Rödelheim) versorgten sie bei einem Umsonst-Flohmarkt mit Kleidung und Geschirr. Etwa 20 HelferInnen versuchen die Bedürfnisse der neuen Nachbarn zu erkunden und beraten sich wöchentlich über weitere Angebote.
Wir werden nicht zulassen
Einige von ihnen
arbeiten schon lange in der Initiative „Stadtteil gegen Rassismus“
zusammen. Sie wollen die aktuelle Botschaft des Mahnmals im Alltag
sichtbar machen durch Straßenschilder, die in alle Himmelsrichtungen
zeigen: ‚Stadtteil gegen Rassismus‘. Das soll
heißen: „Hier sind wir bemüht, rassistisches Denken und Handeln zu
bekämpfen – ggf. auch in uns selbst. Wir meinen, dass sich das Problem
nicht durch Verdrängen, Vertuschen, Bagatellisieren und Weißwaschen
lösen lässt, sondern durch Benennen, Analysieren, Aufklären und Handeln“
Freitag, der 13. soll ein Glückstag werden.
Drei weitere Ortsschilder werden angebracht und die Bevölkerung zur Teilnahme aufgefordert.
12.30 Uhr Lorscher Straße/Arnoldshainer Straße mit SchülerInnen der Michael-Ende-Schule und Stadtrat Munoz del Rio
16:30 Uhr Westerbachstraße 50/Ecke Gaugrafenstraße, mit Jugendlichen aus dem Projekt RaUM
16.30 Uhr Gang mit der Jugend-Initiative von der ‚Raumstation‘ (Jugendsporthaus auf der Insel) zur Sternbrücke Rödelh. Ldstr. / Ludwig-Landmann-Str, 17.00 Schildmontage,
Wir feiern: ‚Stadtteil gegen Rassismus‘
ab 18.00 Benefiz- für die Flüchtlinge im Saal der Cyriakusgemeinde
Stadtrat Munoz del Rio überbringt die Grüße des Oberbürgermeisters
Bernd Mesovic von pro asyl regt zum Nachdenken über die Widersprüche in Gesellschaft und Politik gegenüber den Flüchtlingen an.
Für festliche Stimmung sorgen Musiker vom Stadtteil bis zur Bundespreisträgerin; von klassischen Klängen der jungen, virtuosen Geigerin über unterhaltsame Chansons einer Jazz-Solistin und feuriger Klaviermusik bis zur afrikanischen Trommelsession; der Kinderzirkus Zarakali dreht am Rad und der DJ aus der Raumstation an den Scheiben.
Als special guests werden die Rödelheimer Neubürger begrüßt. Vielleicht gibt es spontane Programmbeiträge.
Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten Sorgen macht den Veranstaltern noch die Versorgung der Gäste am Büffet. Damit die Benefiz-Veranstaltung auch einen Erlös erbringt, wird um Beiträge zum Büffet gebeten. Am liebsten gut und viel von einer Speise (ohne Deko). Die Vielfalt ergibt sich aus der Kombination auf bunten Tellern. Danke!
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